Jetzt ist es wieder soweit. Es beginnt die Baum- und Strauchschnitt Saison. Und wie in jedem Jahr stehen in den Gärten und Grünanlagen Personen, die sich berufen füllen, diese Arbeiten auszuführen.
Doch meist fehlt es bei diesen „Gärtnern“ an Fachkenntnis und Naturverständnis.
Der erste Fehler: Alles wird mit der Heckenschere beschnitten. Die Heckenschere sollte nur für Formgehölze und – wie der Name schon sagt – für Hecken benutzt werden.
Der fachkundige Gärtner hat eine Astschere, eine normale Gartenschere und ggf. eine Gartensäge beim Strauchschnitt dabei. Und wenn er es richtig macht, braucht er insgesamt weniger Zeit für seine Arbeit als mit motorisierter Unterstützung.
Wie soll das gehen? Nun – beim Strauchschnitt ist der Erhaltungs- bzw. Verjüngungsschnitt die optimale Pflegemaßnahme. Die Verjüngung entsteht nicht, wenn man nur die jungen, neu gewachsenen Triebe abschneidet – man muss schon tiefer gehen. Nämlich an die Strauchbasis.
Dabei ist nicht Masse, sondern Klasse gefragt. Oft reicht es, die 2 bis 3 dicksten Triebe ca. 15 cm über den Boden mit der Astschere abzuschneiden. Damit verliert der Strauch an Höhe, behält die meisten Blütentriebe für das nächste Jahr und erhält eine luftige, lichtdurchlässige Grundstruktur.
Ich selbst habe mir folgende Regel erarbeitet: Ein Drittel der alten Triebe von unten ausschneiden, dann ein Drittel der jungen Triebe von oben einkürzen.
Letzteres soll dem Strauch wieder eine symmetrische Form geben.
Ein Vorteil dieser Methode liegt im Arbeitsaufwand. Da der Strauch eine längere Zeit benötigt, um auszuwachsen, ist nur alle 2 bis 3 Jahre ein Rückschnitt nötig. In manchen Gärten könnte sich der jährliche Pflegeaufwand um mehr als die Hälfte reduzieren.
Und jetzt das Wichtigste: Das offene Schnittbild nach diesem Pflegeschnitt hat aus ökologischer Sicht nur Vorteile. Da die inneren Astverzweigungen frei zugänglicher sind, benutzen Vögel diese Sträucher gerne als Nistplätze und das Nahrungsangebot ist größer, da ein Großteil der nächsten Frühlingsblüten (= Früchte) erhalten bleiben.
Und der Schnittgut-Abfall ist durch den höheren Holzanteil für die Kompostierung optimal.
Ein ausgebildeter Gärtner weiß diese Fakten. Selbst in meinem Ausbildungsheft ist ein Bericht darüber verfasst – fast 40 Jahre alt.
Ein ausgebildeter Gärtner oder Gartenfachmann benutzt keine Heckenschere zum Strauchschnitt.
In Zeiten, in dem wir alle die Natur, d.h. Flora und Fauna mehr achten und beachten müssen, sollte gerade im eigenen Garten fachmännisches Handeln wichtig sein.
Author: Christian Wörner
Staatlich geprüfter Techniker im Garten- und Landschaftsbau
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